Kritik an Impfstudie

Daten zu Corona-Vakzine von Astra Zeneca auf dem Prüfstand

An den Studiendaten zum COVID-19-Impfstoffkandidaten AZD1222 von AstraZeneca und der Universität Oxford gibt es Kritik. Die Ergebnisse werden jetzt erst einmal unter die Lupe genommen.

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Das für den Impfstoff AZD1222 von AstraZeneca als Vektor genutzte Schimpansen-Adenovirus.

Das für den Impfstoff AZD1222 von AstraZeneca als Vektor genutzte Schimpansen-Adenovirus.

© Astra Zeneca

Oxford. Die umstrittenen Studienergebnisse zum COVID-19-Impfstoff von Astra Zeneca werden im Auftrag der britischen Regierung geprüft. Dies sei ein „erster, bedeutender Schritt bei der Zulassung der Vakzine, wenn er die Sicherheits-, Wirksamkeits- und Qualitätsstandards erfüllt“, teilte das Gesundheitsministerium mit. Die Prüfung soll von der britischen Aufsichtsbehörde für Arzneimittel durchgeführt werden.

Zuvor waren Zweifel an den Studiendaten und der hohen Wirksamkeit des Impfstoffs aufgekommen. Der schwedisch-britische Konzern plant daher zusätzliche Untersuchungen. Sie sollen die Daten „bereits vorhandener Studien ergänzen“, teilte eine Sprecherin von Astra Zeneca der Deutschen Presse-Agentur in London mit, ohne Details zu nennen.

Warum wurde mit halber Dosis geimpft?

Der in Kooperation mit der Universität Oxford entwickelte Impfstoff soll nach den bisherigen Studiendaten im Mittel einen 70-prozentigen Schutz vor COVID-19 bieten. Bei spezieller Dosierung könnte die Wirksamkeit dem Konzern zufolge womöglich noch deutlich höher liegen.

Berücksicht wurden für die Zwischenergebnisse zum einen Daten einer kombinierten Phase-II/III-Studie, bei der die Probanden zuerst eine halbe Dosis des Impfstoffs, und einen Monat später eine weitere volle Dosis erhielten. Die Effektivität lag den Angaben zufolge hier bei 90 Prozent.

Zum anderen wurden Ergebnisse einer Phase-III-Studie berücksichtigt, bei der Probanden zwei volle Dosen bekamen. Die bisher errechnete Effektivität lag bei 62 Prozent. Zusammengenommen ergibt sich dem Konzern zufolge eine Wirksamkeit von 70 Prozent.

Kritiker bemängelten die Berechnungen der Wirksamkeit auf diese Weise, da mit unterschiedlichen Dosierungen geimpft worden war. Nach Presseberichten habe das Unternehmen inzwischen einräumen müssen, dass ein Teil der Probanden nur versehentlich zuerst eine halbe und vier Wochen später eine ganze Dosis erhielt. Als man den Irrtum bemerkt habe, sei auf zwei ganze Dosen umgestellt worden, wie es das Studienprotokoll vorsehe, berichtet der Corona-Experte Professor Alexander Kekulé von der Universität Halle Wittenberg in der „Welt“.

Hohe Wirksamkeit nicht bei Senioren belegt

Forscher kritisierten zudem, dass im Studienteil mit 90-prozentigem Impferfolg kein Teilnehmer älter als 55 Jahre war – auch das hatte der Hersteller nach Presseberichten zunächst verschwiegen. Doch gerade der Schutz bei Senioren ist wichtig, weil diese ein hohes Risiko für schwere bis tödliche COVID-19-Verläufe haben.

„Wir haben die Aufsichtsbehörde formell gebeten, den Impfstoff (...) zu bewerten, die Daten zu verstehen und festzustellen, ob er den hohen Sicherheitsstandards entspricht“, teilte Gesundheitsminister Matt Hancock mit. „Wir arbeiten unermüdlich daran, einen Impfstoff bereitzustellen, sobald er von der unabhängigen Aufsichtsbehörde MHRA (Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) genehmigt wird.“

Anders als die mRNA-Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna ist die Vakzine AZD1222 von Astra Zeneca/Oxford University ein Vektor-Impfstoff bei dem der genetische Code des SARS-CoV-2-Spike-Proteins in das Genom eines Adenovirus von Schimpansen (ChAdOx1) eingefügt wurde. Ein großer Vorteil dieses Impfstoffs: Er kann den Angaben zufolge bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad gelagert werden. (dpa/eis)

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