Neues Versorgungsangebot
Mobile Ambulanz: Post-COVID-Bus rollt durch Thüringen
Zwei Jahre lang wird der Post-COVID-Bus mit einem fünfköpfigen Team quer durch Thüringen fahren. Hausärzte sollen die Vermittlung von Patienten an die mobile Ambulanz übernehmen.
Veröffentlicht:Jena. Auf der Suche nach mehr Behandlungsmöglichkeiten für Patienten mit COVID-19-Langzeitfolgen geht das Universitätsklinikum Jena einen neuen Weg. In der kommenden Woche schickt es erstmals einen Post-COVID-Bus auf Tour durch Thüringen.
Mit einem fünfköpfigen medizinischen Team an Bord und ausgerüstet mit Geräten für Lungenfunktions-, Konzentrations- und Gedächtnistests ist die rollende Ambulanz Herzstück des auf drei Jahre angelegten Forschungsprojekts WATCH (Mobile WohnortnAhe Versorgung zur Steuerung der sektorübergreifenden Therapie bei Post-COVID-19 in THüringen), in dem das Klinikum die Betreuung von Post-COVID-Patienten vor Ort mit Telemedizin kombinieren will. Das Projekt wird aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses mit 5,8 Millionen Euro finanziert.
„Wenn die Patienten nicht zu uns kommen können, müssen wir zu den Patienten kommen“, sagte Projektleiter Professor Andreas Stallmach bei der Vorstellung am Donnerstag. Stallmach ist Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Jenaer Uniklinikum und leitet das dortige Post-COVID-Zentrum, auf dessen Warteliste für einen Termin inzwischen rund 700 Betroffene stehen. Täglich kämen drei bis vier Neuanmeldungen hinzu, sagte er.
Bus hält an zentralen Plätzen in Kommunen
Teilweise lebten die Erkrankten bis zu 300 Kilometer von Jena entfernt und seien zu geschwächt, um den beschwerlichen Weg auf sich zu nehmen. Eine Studie des Klinikums mit 1.022 Erkrankten hatte kürzlich ergeben, dass ein Fünftel der Betroffenen mehr als ein Jahr nach einer Corona-Infektion an der Erschöpfungserkrankung ME/CFS litt. Zu den Corona-Langzeitfolgen gehören auch erhebliche Konzentrationsstörungen und hartnäckige Atembeschwerden.
Der Post-COVID-Bus soll über einen Zeitraum von zwei Jahren durch Thüringen fahren. Ähnlich wie die Mammografie-Mobile beim Brustkrebs-Screening steht er an zentralen Plätzen in den jeweiligen Kommunen, durchschnittlich eine Woche lang. Die Patienten erhalten dort eine Einweisung für die Videosprechstunde und ein zwölfwöchiges Behandlungsprogramm mit Rehasport, Gedächtnistraining und verhaltenstherapeutischen Übungen, das sie digital über eine App abrufen können.
Absolvieren sollen sie die Übungen eigenständig zu Hause. Täglich sollen vorerst sechs Patienten untersucht und in das Übungsprogramm eingewiesen werden, wie die zum Bus-Team gehörende Ärztin Dr. Katrin Katzer sagte.
Ergebnisse der Studie im Sommer 2026
Die Studie ist auf insgesamt 680 Patienten ausgelegt. Die Hälfte erhält Stallmach zufolge das Behandlungsprogramm nach der ersten Vorstellung im Post-COVID-Bus, bei der zweiten Gruppe setzt es erst nach drei Monaten ein. Anschließend werden die Ergebnisse beider Gruppen verglichen. Ergebnisse der Studie sollen im Sommer 2026 vorliegen.
Die Vermittlung von Patienten an die mobile Ambulanz übernehmen die Hausärzte. „Wir merken als Hausärzte, dass viele Patienten mit der Frage kommen, ob sie Post-COVID haben“, sagte die Vorsitzende der KV Thüringen, Dr. Annette Rommel, die selbst eine Hausarztpraxis betreibt.
Aus ihrer Sicht ist an dem WATCH-Projekt wichtig, dass die Erkrankten bei dem Behandlungsprogramm auch selbst aktiv werden müssen. „Sie werden gefordert und das ist gut.“ Projektleiter Stallmach erwartet aus der Resonanz darauf auch Erkenntnisse dazu, „wie gut die Akzeptanz für telemedizinische Angebote ist“. Denn nicht nur bei Post-COVID könne die Kombination aus Vor-Ort-Betreuung im Bus und Telemedizin ein Modell sein, sondern auch bei anderen Erkrankungen. (zei)