BioNTech-Impfstoff
NRW stoppt COVID-19-Impfungen in Kliniken wegen Lieferengpässen
Um die Zweitimpfungen gegen SARS-CoV-2 nicht zu gefährden, bremst Nordrhein-Westfalen zunächst das Impftempo. Betroffen sind vor allem Krankenhaus-Angestellte – außer an Unikliniken.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Die Lieferschwierigkeiten des Impfstoff-Herstellers BioNTech haben in Nordrhein-Westfalen direkte Auswirkungen auf die Corona-Impfungen von Ärzten und Pflegekräften in Kliniken. Das Land hat für die Krankenhäuser einen Impfstopp verhängt. Es gibt dort erst einmal keine Erstimpfungen mehr. Klinikpersonal, das bereits geimpft wurde, soll aber wie geplant die zweite Impfdosis erhalten.
Nach den bisherigen Planungen sollten von den insgesamt 350.000 Beschäftigten in den NRW-Häusern zuerst 100.000 geimpft werden: Menschen, die auf Stationen arbeiten, in denen Patienten mit COVID-19 oder andere besonders vulnerable Gruppen versorgt werden.
Wahrscheinlich nicht betroffen von dem Impfstopp sind die Universitätskliniken. Dort wird das Personal seit Montag, 18. Januar, geimpft, und zwar mit dem Impfstoff von Moderna. Davon stehen dem Land allerdings nach Angaben von Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) auch nur rund 13.000 Impfdosen zu Verfügung.
Impfstoff für die zweite Impfung konsequent zurückgelegt
NRW habe konsequent Impfstoff für die zweiten Impfungen zurückgelegt, hatte Laumann am Montag betont. Nur wenn BioNTech den Lieferausfall innerhalb von ein oder zwei Wochen wieder ausgleiche, wäre er bereit, für die Erstimpfungen an die Rücklagen zu gehen. „Sonst werden wir das Impftempo drosseln“, sagte er damals. Das ist offenbar jetzt der Fall.
Auch in den Alten- und Pflegeheimen wird es nach Angaben aus dem Ministerium erst einmal keine Erstimpfungen in großem Umfang mehr geben. Dort soll ebenso wie in den Krankenhäusern ab 1. Februar wieder nach den ursprünglichen Planungen geimpft werden.
Der Beginn der Immunisierung der über 80-Jährigen in den Impfzentren wird vom 1. Februar auf den 8. Februar verschoben.
MB: „Klinikmitarbeiter empfinden das als Ohrfeige“
Der Marburger Bund Nordrhein-Westfalen/Rheinland-Pfalz hat wenig Verständnis für die Verzögerungen. Viele Klinikmitarbeiter hätten dem Verband bereits ihre große Enttäuschung mitgeteilt, berichten der Vorsitzende Dr. Hans-Albert Gehle und sein Vize Michael Krakau in einer Mitteilung. „Sie empfinden diesen Impfstopp in ihrer ausgesprochen schwierigen täglichen Arbeitssituation als regelrechte Ohrfeige.“
Wenn die Impfkampagne in den NRW-Kliniken Anfang Februar fortgesetzt werden sollte, dürfe es keinen erneuten abrupten Stopp geben, mahnen Gehle und Krakau. „Wir brauchen im zweiten Anlauf eine verbindliche Zusage des Bundes, und dann muss auch sämtlichen 300 000 Beschäftigten in den Krankenhäusern in NRW ein Impfangebot gemacht werden.“ (iss)