Wechseln mehr Selbstständige?
PKV-Vollversicherung gerät durch Corona-Krise unter Druck
Die auf Versicherer spezialisierte Ratingagentur Assekurata rechnet damit, dass durch die Coronavirus-Pandemie mehr Selbstständige von der PKV in die GKV wechsen.
Veröffentlicht:Köln. Die Coronavirus-Pandemie wird nach Einschätzung der auf Versicherer spezialisierten Ratingagentur Assekurata dazu führen, dass in der privaten Krankenversicherung (PKV) das ohnehin schon schwierige Geschäftsfeld Vollversicherung weiter unter Druck gerät.
„Wir rechnen für die unmittelbare Zukunft damit, dass sich der Abgang in die gesetzliche Krankenversicherung durch Corona erhöhen dürfte“, sagte Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung, bei der Vorstellung des „PKV-Marktausblicks 2020/2021“.
Viele Selbstständige werden nach seiner Einschätzung in die GKV wechseln, ebenso bislang gut verdienende Angestellte, die arbeitslos werden. Damit würde sich der seit 2012 laufende Rückgang bei der Zahl der Vollversicherten wieder verstärken, nachdem er sich in den vergangenen Jahren etwas abgeschwächt hatte.
Krise trifft Beamte nicht
Die Entwicklung wird die Bedeutung der Beamten in der Vollversicherung noch verstärken. Sie stellen nach Angaben von Reichl seit 2014 die Mehrheit im Neugeschäft und seit 2018 auch im Bestand. Die Corona-Pandemie treffe Beamte nicht. „Wachstum ist im Beamtengeschäft zu finden“, prognostizierte er.
Die PKV erzielt in der Vollversicherung zwar nach wie vor den Löwenanteil der Prämieneinnahmen, 2018 waren es branchenweit knapp 70 Prozent. Aber das Geschäft ist in den vergangenen Jahren deutlich schwieriger geworden.
Dazu beigetragen hat vor allem die stetig steigende Versicherungspflichtgrenze, die den Zugang für Angestellte immer schwieriger macht, die Angst vor stark steigenden Beiträgen im Alter und die Diskussion über die politische Zukunft der Branche. Auch die Vermittler seien verunsichert, sagte Reichl. „Viele nehmen Abstand von der Vermittlung von Vollversicherungen.“
In der Vollversicherung wird der PKV das Thema der steigenden Beiträge erhalten bleiben, das treffe aber die GKV nicht zuletzt durch Corona genauso, sagte Reichl. „Die Wettbewerbssituation zwischen PKV und GKV dürfte sich nicht dramatisch verschlechtern.“ (iss)
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