SARS-CoV-2-Pandemie
Städtetag fürchtet massive Folgen des Corona-Lockdowns für Kinder
Der Shutdown hinterlässt bei Millionen von Kindern und Jugendlichen Spuren in Körper und Seele, warnen Städte und Kommunen. Der Bund müsse daher rasch sein angekündigtes Milliarden-Hilfsprogramm auf den Weg bringen.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Städte und Kommunen haben eindringlich auf die massiven Folgen des Corona-Lockdowns für Kinder und Jugendliche hingewiesen. „Wir spüren immer mehr, dass es nicht nur unmittelbare Opfer der Pandemie gibt, sondern auch mittelbare“, sagte der Oberbürgermeister von Münster und Vizepräsident des Deutschen Städtetags Markus Lewe bei einer Online-Pressekonferenz am Mittwoch.
All das, was den Alltag von Kindern und Jugendlichen ausmache, liege „seit Monaten brach“, betonte Lewe. Lange Phasen des Distanz- oder Wechselunterrichts in Schulen sowie starke Einschränkungen in Kitas, kaum Treffen mit Freunden, kein Training in Sportvereinen oder abgesagte Gemeinschaftsfahrten forderten jungen Menschen einiges ab. Viele könnten überdies keine Zukunftspläne schmieden, da Ausbildungsplätze schwerer zu finden seien. „Das hinterlässt Spuren in Körper und Seele bei Millionen von Kindern und Jugendlichen“, warnte Lewe.
Der Bund müsse daher rasch und als „ersten Schritt“ ein Hilfsprogramm von zwei Milliarden Euro auf den Weg bringen, um Kinder und Jugendliche bei der Bewältigung der Corona-Folgen zu unterstützen, forderte Lewe. Das Geld solle in Nachhilfestunden, Sportangebote, Sommercamps und Sprachschulungen fließen. Es gehe hierbei um Bildungschancen genauso wie um gesunde körperliche und seelische Entwicklung.
Warten auf das „Aufholprogramm“
Eigentlich hatte das Bundeskabinett am Dienstag ein zwei Milliarden Euro schweres Corona-Aufholprogramm für Kinder und Jugendliche verabschieden wollen. Davon sind rund eine Milliarde Euro für Projekte geplant, mit denen soziale und psychische Folgen der Pandemie abgefedert werden sollen.
Städtetags-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy sagte, es gebe wohl noch das „eine oder andere Scharmützel“ um das Programm. Seinen Informationen nach solle das Vorhaben nun voraussichtlich kommende Woche verabschiedet werde. „Wir wären dann auf einem guten Weg.“ Länger als zwei, drei Jahre reichten die Mittel allerdings nicht aus, betonte Dedy.
Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) zeigte sich derweil zuversichtlich, dass das Paket am nächsten Mittwoch im Kabinett beraten und auf den Weg gebracht werde. „Es sieht im Moment ganz gut aus“, sagte Giffey am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz zur Politik für gleichwertige Lebensverhältnisse in Berlin.
Psychosoziale Beratung ausbauen
Städtetags-Vize Lewe forderte, die zusätzlichen Finanzmittel unter anderem verstärkt für psychosoziale Beratungsangebote und in der Schulpsychologie einzusetzen. Dabei könnten bewährte Strukturen genutzt und ausgebaut werden.
Zuletzt hatten auch Kinder- und Jugendärzte auf die Folgen der Corona-Krise, vor allem aber ständiger Kita- und Schulschließungen aufmerksam gemacht. Laut der derzeit geltenden „Bundesnotbremse“ müssen die Einrichtungen ab einer regionalen Inzidenz von 165 schließen beziehungsweise Distanzunterricht anbieten. Ärzte und Vertreter der Opposition hatten der Koalition vorgeworfen, den Wert völlig willkürlich gewählt zu haben.