COVID-19-Pandemie

Spahn zur Corona-Lage: „Dinge bewegen sich scheinbar in die richtige Richtung“

Sinkende Infektionskurve, geringere Auslastung der Intensivstationen: Gesundheitsminister Jens Spahn spricht von einer „scheinbar“ leichten Entspannung in der Corona-Pandemie. Grund zur Entwarnung gebe es aber auch wegen der Virusmutationen nicht.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt während einer Pressekonferenz seine FFP2-Maske.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigt während einer Pressekonferenz seine FFP2-Maske. Er sieht eine kleine Entspannung der Pandemielage.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sieht eine leichte Entspannung der aktuellen Corona-Lage in Deutschland. „Wir sehen sowohl an den Infektionszahlen als auch an der Situation auf den Intensivstationen, dass sich die Dinge scheinbar in die richtige Richtung bewegen“, sagte Spahn am Montag in Berlin. Die Intensivstationen der Kliniken hätten sich um zehn bis 15 Prozent geleert.

Gleichwohl sei Deutschland noch lange nicht da, „wo wir hinmüssen“, betonte Spahn. Ziel müsse weiterhin eine Inzidenz von 50 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner sein. Nur dann könnten Gesundheitsämter Kontakte nachverfolgen.

RKI: Knapp 7150 Corona-Neuinfektionen

Die Gesundheitsämter hatten dem Robert Koch-Institut (RKI) zuvor knapp 7150 neue Corona-Infektionen und 241 Todesfälle binnen 24 Stunden gemeldet. Das ist laut RKI der niedrigste Wert an Neuinfektionen seit dem 20. Oktober. Die Zahlen sind allerdings mit Vorsicht zu genießen, da an Wochenenden weniger getestet wird und einige Gesundheitsämter keine Daten an das RKI übermitteln.

Mit Blick auf die am Dienstag stattfindenden Bund-Länder-Beratungen sagte Spahn, es sei jetzt vor allem wichtig, Kontakte im Arbeitsleben durch mehr Möglichkeiten zur Heimarbeit zu reduzieren. Dasselbe gelte für den privaten Bereich. Das falle vielen nicht leicht, räumte Spahn ein. „Aber es ist besser, wenn wir jetzt zusammen die nächsten zwei, drei, vielleicht vier Wochen die Zahlen deutlich runterbringen, um danach mit einer Perspektive, dass das länger trägt, ins Jahr gehen.“

SARS-CoV-2-Ansteckung reduzieren durch weniger Arbeitskontakte

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) trifft am Dienstag erneut mit den Länderchefs zusammen, um über das weitere Vorgehen in der Coronakrise zu beraten. Derzeit deutet vieles darauf hin, dass der Lockdown bis zum 14. Februar verlängert und teilweise verschärft wird. Diskutiert werden mehr Angebote für Homeoffice und das verbindliche Tragen von FFP2-Masken in Geschäften oder im öffentlichen Nahverkehr.

Lesen Sie dazu auch

Spahn betonte, es sei juristisch zu prüfen, wie verbindlich das Arbeiten von zu Hause aus angeordnet werden könne. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) prüfe das derzeit. Aktuelle Debatten um Ausgangssperren wiederum seien „Synonym dafür, dass es um weniger Kontakte im Privaten geht.“

Sorge bereiten der Bundesregierung weiter die Coronavirus-Mutationen. Zwar führten die Mutanten nicht dazu, dass sich der Krankheitsverlauf nach einer Infektion verändere, sagte Spahn. Dennoch seien die neuen Varianten des SARS-CoV-2-Virus, die zuerst in Großbritannien, Südafrika und Brasilien aufgetaucht seien und mittlerweile auch in Deutschland grassierten, erheblich ansteckender. Das könne schnell zu einem Anstieg von Intensivpatienten führen.

Coronavirus-Sequenzierung: „Da geht mehr“

Umso wichtiger sei es daher, die Ausbreitung der Virusmutationen in Deutschland einzudämmen, betonte Spahn. Das geschehe durch die jetzt begonnenen Impfungen in Alten- und Pflegeheimen, durch mehr Tests, eine verschärfte Einreiseverordnung und „jetzt“ auch durch die neue Coronavirus-Surveillance-Verordnung. Diese tritt an diesem Dienstag in Kraft.

„Wir wollen nicht nur wissen, wie stark das Virus in Deutschland unterwegs ist, sondern auch, welche Virusvarianten vorkommen und sich möglicherweise neu entwickeln“, umriss Spahn das Ziel der Verordnung. Grundlage dafür bildet das dritte Pandemiegesetz. Schon heute gebe es in Deutschland ein Netzwerk an Laboren, das Mutationen des Coronavirus analysiere. „Aber ohne Zweifel geht da mehr.“

Wesentliche Regelungen der neuen Coronavirus-Surveillance-Verordnung

  • Laboratorien und Einrichtungen, die Sequenzierungen des SARS-CoV-2-Virus vornehmen, müssen die erhobenen Genomsequenzdaten künftig an das RKI übermitteln.
  • Labore, die eine SARS-CoV-2 Diagnostik durchführen, selbst aber keine Sequenzierung vornehmen, können einen bestimmten Anteil der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Proben an andere Labore zwecks dortiger Sequenzierung schicken. In diesem Fall werden ihnen die Versandkosten erstattet.
  • Der Anteil der positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Proben, die an sequenzierende Labore und Einrichtungen eingesendet werden können, hängt von der bundesweiten Anzahl der Neuinfektionen in der vorausgehenden Kalenderwoche ab. Übersteigt die Zahl 70.000, so können fünf Prozent der positiv getesteten Proben zur Sequenzierung eingesendet werden. Bei einer niedrigeren Zahl an Neuinfektionen erhöht sich der Anteil auf zehn Prozent. Für die Übermittlung der Genomsequenzen an das RKI haben die sequenzierenden Labore einen Anspruch auf eine Vergütung von 220 Euro je Datenübermittlung.
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tag der Privatmedizin

GOÄneu: Reuther und Reinhardt demonstrieren Geschlossenheit

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!