Corona-Splitter der KW 04/21
Novavax-Impfstoff wirksam gegen britische Variante
Blick auf neue Corona-Studien: Phase-III-Studiendaten zufolge ist der Vakzin-Kandidat des Unternehmens Novavax vielversprechend, auch gegen die britische Virusvariante B.1.1.7. Außerdem: Schizophrenie ist vermutlich mit erhöhter COVID-19-Mortalität assoziiert.
Veröffentlicht:Update vom 29. Januar
Weitere Vakzine wohl wirksam gegen Virusvariante: Der Vakzin-Kandidat NVX-CoV2373 des Unternehmens Novavax hat in einer Phase-III-Studie eine Wirksamkeit von 89 Prozent gegen COVID-19 demonstriert. Das teilt der Hersteller mit. An der Studie nahmen nach Herstellerangaben mehr als 15.000 Probanden im Alter von 18 bis 84 Jahren teil, wobei 27 Prozent älter als 65 Jahre waren. In der Placebo-Gruppe infizierten sich 56 Patienten, in der Verum-Gruppe sechs – das Besondere: Mehr als die Hälfte der PCR-bestätigten Infektionen sind auf die neu entdeckte B.1.1.7-Variante von SARS-CoV-2 zurückzuführen, die zuerst in Großbritannien nachgewiesen wurde, heißt es in der Mitteilung. Berechnungen zufolge soll der Vakzin-Kandidat gegen den herkömmlichen Virus-Stamm zu 96 Prozent, gegen B.1.1.7 zu 86 Prozent schützen. Der Vakzin-Kandidat bleibt nach Herstellerangaben stabil bei einer Lagerung bei zwei bis acht Grad Celsius und wäre damit unkomplizierter einzusetzen als andere Vakzine.
COVID-19 und psychische Erkrankungen: Eine Schizophrenie-Diagnose ist mit einem 2,5-fach erhöhten Sterberisiko bei COVID-19 verbunden, Stimmungs- und Angststörungen dagegen nicht. Das berichten New Yorker Psychiater, die Daten einer New Yorker Kohorte von 7348 konsekutiven Patienten mit laborbestätigter COVID-19-Erkrankung ausgewertet haben. 75 Patienten (ein Prozent) litten an Schizophrenie, 564 (acht Prozent) an Stimmungs- und 360 Patienten (fünf Prozent) an Angststörungen. Nach der Adjustierung auf demografische und medizinische Risikofaktoren ergab sich für Schizophrenie eine signifikante Assoziation mit Mortalität nach COVID-19 (Odds Ratio [OR] 2,67) (JAMA Psychiatry 2021; online 27. Januar).
Update vom 28. Januar
Langzeitfolgen nach COVID-19 sind häufig: Viele Patienten haben einer Studie zufolge auch Monate nach der Krankenhausentlassung noch mit respiratorischen oder psychischen Belastungen zu kämpfen. Ärzte einer Universitätsklinik in Norditalien haben zwischen März und Juni 2020 238 konsekutive, hospitalisierte COVID-19-Patienten untersucht. Sie berichten, dass auch vier Monate nach Klinikentlassung noch mehr als die Hälfte der Patienten eine signifikante Reduktion der Diffusionskapazität der Lunge für Kohlenstoffmonoxid hatten. Bei 52 Prozent der Patienten (113 Patienten) betrug die Kapazität weniger als 80 Prozent des von COVID-19-Rekonvaleszenten erwartbaren Wertes, bei 16 Prozent (34 Patienten) weniger als 60 Prozent. Außerdem hatten 41 Patienten (17 Prozent) Symptome von posttraumatischem Stress (JAMA Netw Open 2021; online 27. Januar).
Update vom 27. Januar
Die kumulative Zigarettenrauch-Exposition ist ein unabhängiger Risikofaktor für eine Krankenhausaufnahme oder Tod aufgrund von COVID-19. Das berichten Forscher von der Cleveland Clinic in Ohio. Definiert haben die Wissenschaftler die Exposition über Packungsjahre. Bekannt war bisher, dass aktive Raucher ein höheres Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben. Die Forscher um Katherine Lowe konnten nun eine dosisabhängige Assoziation zwischen der Menge der Packungsjahre und schweren COVID-19-Verläufen ermitteln. Die Forscher hatten dafür Daten von 7102 COVID-19-Patienten ausgewertet. Ergebnis: Patienten, die mehr als 30 Packungsjahre lang geraucht hatten, hatten ein 2,25-fach höheres Risiko einer Krankenhausaufnahme und ein 1,89-fach erhöhtes Risiko, an den Folgen von COVID-19 zu sterben im Vergleich mit Niemals-Rauchern. Die Assoziation sei den Forschern zufolge unabhängig davon, ob die Patienten zum Zeitpunkt der Datenerhebung rauchten oder nicht: Der Effekt der Packungsjahre sei bei ehemaligen oder aktiven Rauchern gleich gewesen (JAMA Intern Med 2021; online 25. Januar).
Update vom 26. Januar
Schutzwirkung gegen SARS-CoV-2 mit Mutationen: Auch gegen die neu aufgetretenen Virusvarianten B.1.1.7 und B.1.351 von SARS-CoV-2, die zum ersten Mal in Großbritannien beziehungsweise Südafrika nachgewiesen wurden, behält die Vakzine des Herstellers Moderna wohl ihre neutralisierende Wirkung. Das teilt das Unternehmen mit und beruft sich dabei auf In-vitro-Neutralisierungsstudien mit Seren von Personen, die mit der Vakzine geimpft wurden. Man gehe aktuell davon aus, dass die zweimalige Impfung in der 100-µg-Dosis vor den bisher entdeckten Virusstämmen schützt, heißt es in der Mitteilung. Es habe keine signifikante Auswirkung auf die neutralisierenden Titer gegen die Variante B.1.1.7 aus Großbritannien gegeben. In Bezug auf die Variante B.1.351 aus Südafrika sei zwar eine sechsfache Reduzierung der neutralisierenden Titer im Vergleich mit früheren Virusvarianten festgestellt worden. Allerdings lägen die Titer weiterhin über den Werten, die als schützend gelten. Eigenen Angaben zufolge hat Moderna aber vorsorglich mit einem klinischen Entwicklungsprogramm zur Steigerung der Immunität gegen die neuen Varianten begonnen.
Orales Colchicin könnte möglicherweise COVID-19-Komplikationen reduzieren. Das berichtet zumindest der Leiter der Studie COLCORONA vorab in einer Mitteilung. Dr. Jean-Claude Tardif von der Universität in Montréal spricht von einer signifikanten Wirkung des Medikaments, das bisher unter anderem bei Gicht und Perikarditis eingesetzt wird: Die Gabe von Colchicin habe Klinikeinweisungen um 25 Prozent verhindert, die Notwendigkeit einer künstlichen Beatmung um 50 Prozent und Todesfälle um 44 Prozent. Es habe das Risiko für Krankenhauseinweisungen oder Tod im Vergleich zu Placebo um 21 Prozent gesenkt. Nähere statistische Angaben oder Informationen zu Nebenwirkungen gibt es bislang nicht. Der Mitteilung zufolge wurden für die noch nicht veröffentlichte Studie fast 4500 Patienten mit einer PCR-bestätigten SARS-CoV-2-Infektion untersucht. Die Teilnehmer waren bei Studieneinschluss nicht stationär aufgenommen, hatten aber mindestens einen Risikofaktor für COVID-19-assoziierte Komplikationen. Erste positive Ergebnisse einer kleinen Studie zu Colchicin gab es bereits im vergangenen Sommer. (vsc)
Update vom 25. Januar
Es gibt weitere Hinweise, dass Kinder nicht die großen Treiber der Pandemie sind. Diese liefert eine Studie aus Baden-Württemberg mit 2482 Paaren aus je einem Kind und einem Elternteil. Die Kinder waren zwischen einem und zehn Jahre alt, die Paare wurden während des ersten Lockdowns zwischen April und Mai 2020 per Nasopharyngealabstrich und ELISA-Test auf eine aktive oder durchgemachte SARS-CoV-2-Infektion hin untersucht. Ergebnis: Unter den Kind-Eltern-Paaren mit mindestens einem Infizierten kam es 4,3-mal so häufig vor, dass das Elternteil seropositiv war, nicht aber das Kind, als andersherum. Es ist den Studienergebnissen zufolge also wahrscheinlicher, dass sich Kinder bei ihren Eltern infizieren, als umgekehrt (JAMA Pediatr 2021; online 22. Januar).
Liebe Leser, wir fassen die Corona-Studienlage nun wöchentlich zusammen. Eine Übersicht mit allen bereits veröffentlichten COVID-19-Splittern der vergangenen Wochen und Monate finden Sie hier: