Deregulierung, Kalkulierbarkeit, Kümmern um die Versorgung chronisch Kranker
Der Koalitionsvertrag macht Hoffnung: Die neue Koalition bekennt sich zur Gesundheitswirtschaft, zur Innovationskraft der Medizin, zur Deregulierung. Den anspruchsvollen Zielsetzungen müssen nun Taten folgen. Die "Ärzte Zeitung" hat die Chefs der bedeutendsten Arzneimittelhersteller am Standort Deutschland gebeten, ihre Fragen an die Bundesregierung zu stellen. Herausgekommen ist ein breites Spektrum: An vorderster Stelle steht der Wunsch nach Deregulierung, Planbarkeit und raschem Zugang zu innovativen Arzneimitteln für die Patienten.
Veröffentlicht:Dr. Martin Siewert, Sanofi-Aventis Deutschland GmbH Sanofi-Aventis mit 10 000 Mitarbeitern in Deutschland erforscht, entwickelt und produziert Arzneimittel im High-Tech-Bereich für die ganze Welt. Wird es gelingen, Innovationen wieder zugänglicher zu machen und das fortschreitende Zweiklassensystem zu stoppen, damit kein Patient auf innovative Medikamente verzichten muss?
Dr. Dirk Kosche, Novartis Pharma GmbH Innovation braucht den Rückenwind der Politik. Wie will sich die Politik dafür einsetzen, dass Deutschland für die Forschung insgesamt und speziell für die klinische Forschung ein attraktiver Standort bleibt?
Han Steutel, Bristol-Myers Squibb GmbH In Deutschland stehen neu zugelassene Medikamente sofort für die Patienten zur Verfügung. Dennoch ist die Penetration von Innovationen die langsamste in Europa. Wie denkt der Gesundheitsminister, Herr Dr. Rösler, erreichen zu können, dass die Deutschen schneller als bisher von innovativen Medikamenten profitieren können?
Ralf Göddertz, Daiichi Sankyo Deutschland GmbH Mit Ihrem Bekenntnis zu einem innovationsfreundlichen Gesundheitswesen, zur Deregulierung und zur Geltung des Wettbewerbsrechts auch für Krankenkassen haben Sie viele Anliegen unserer Branche im Koalitionsvertrag aufgegriffen. Welche Erwartungen haben Sie an die Pharmaindustrie, welchen Beitrag erhoffen Sie sich von uns?
Isabell Remus, Sandoz Pharmaceuticals GmbH Im Markt für Biopharmazeutika haben sich Biosimilars etabliert, sorgen für Wettbewerb und Einsparungen: bis 2020 rund 8 Milliarden Euro. Das erfordert Investitionen heute. Starke Hersteller werden durch Überregulierung und Rabattverträge benachteiligt. Was werden Sie tun, damit Biosimilars entwickelt werden können?
Hans Wormann, Janssen-Cilag GmbH Wir wollen dazu beitragen, dass das richtige Medikament beim richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt eingesetzt wird. Was ist geplant, um die Versorgung chronisch Kranker, die oft sehr arbeitsteilig ist und in der Effizienzreserven zu vermuten sind, stärker ins Blickfeld von Lösungen für das Gesundheitssystem zu rücken?
Hanspeter Quodt, MSD Sharp & Dohme GmbH Der Arzt sieht sich vor einem Dickicht von Regulierung. Wir wünschen uns einen Abbau. Nicht zur Gewinnmaximierung, sondern zur Planungssicherheit für den Arzt und die Industrie, auch für unsere hohen Investitionen in Forschung und Entwicklung. Wie wird die Regierung dieses Thema angehen?
Helmut Fabry, Sandoz Deutschland/Hexal AG Krankenkassen nutzen ihr Nachfragemonopol, um mit Wirkstoff-Ausschreibungen ruinösen Wettbewerb im Generikamarkt auszulösen. Das gefährdet Arbeitsplätze, Industriestrukturen und Qualität. Wollen Sie tatsächlich zulassen, dass Standort und Qualität für einen kurzfristigen, einmaligen Spareffekt aufs Spiel gesetzt werden?
Dr. Sven Dethlefs, Teva Deutschland GmbH Wie wird die 15. AMG-Novelle im Bereich Zytostatika-Versorgung umgesetzt, ohne bestehende Versorgungsstrukturen für Krebspatienten im stationären und niedergelassenen Bereich zu gefährden? Was plant die Bundesregierung, um bestehende Überregulierung durch parallele Preisbildungsmechanismen aufzulösen?
Elmar Schnee, Merck KGaA Merck Serono sieht in direkten Verträgen mit Krankenversicherungen eine Zukunftsoption für bessere Qualität und Effizienz. Dies erfordert uneingeschränkte Geltung des Kartell- und Wettbewerbsrechtes auch für Krankenkassen. Wann geschieht dies oder geht diese Regierung einen Schritt weiter zur Privatisierung der GKV?
Dr. Eugen Wilbert, Merz Pharmaceuticals GmbH Wird es in Zukunft faire Nutzenbewertungen geben, mit einheitlicher Methodik nach international anerkannten Standards? Werden dabei auch klinische Erfahrung, Patientenzufriedenheit und krankheitsbezogener Aufwand berücksichtigt, indem Studien aus der Versorgungsforschung in die Bewertung einbezogen werden?
Oliver Kirst, Servier Deutschland GmbH In welchem Ausmaße werden die Rahmenbedingungen - aktuellen Steuerungselemente zur Preisbildung, Verordnungsfreiheit des Arztes und Wahlfreiheit für den Patienten - im innovativen patentgeschützten Arzneimittelbereich modifiziert?
Dr. Andreas Penk, Pfizer Pharma GmbH Das deutsche Gesundheitswesen ist stark. Gelingt es, Wettbewerb um beste Behandlungen, Konzepte und Kosten zu etablieren, die Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen, werden Qualität und Effizienz daraus folgen: das System wird zukunftsfest. Was können wir tun, um auf diesem Weg schnell voranzukommen?
Jörn Oldigs, Novo Nordisk Pharma GmbH In vielen Ländern gibt es Aktionspläne gegen Diabetes Mellitus. Der erste Ansatz durch das NAFDM in Deutschland war leider nicht so erfolgreich. Wird es eine neue Initiative unter Leitung des Gesundheitsministeriums gegen Diabetes geben, wovon acht bis zehn Millionen Menschen schon jetzt betroffen sind?
- Editorial
- Krankenkassen und ihre Finanzierung I In der Wirtschaftskrise wirkt der Gesundheitsfonds wie ein Schutzschirm Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Krankenkassen und ihre Finanzierung II Ein neuer Anlauf zur Gesundheitsprämie Die Schweizer sind mit ihrer Kopfpauschale kreuzunglücklich Holländische Mischung: Prämie und nur ein Versicherungsmarkt Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Die Zukunft der PKV Aufatmen bei den Privaten - aber wie wirkt die steuergestützte GKV-Prämie? GOÄ-Novelle wird zum Machtkampf von Ärzten und PKV Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Medizinischer Fortschritt Hürden für Innovationen - wie die ambulante Medizin benachteiligt ist Mezzanine Versicherungen - Teilhabe am Fortschritt Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Vertragspolitik Koalition lässt Hausärzteverband gewähren KBV-Verträge verstauben in der Schublade Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Honorarpolitik Ein Kraftakt und viel Frustration Kommt ein Fiasko für den Osten? Immer einheitlich - KV Hamburg stöhnt unter diesem Diktat Nordrhein schaut in die Röhre, weil die RLV zu knapp sind Mehr Qualität, mehr Geld: Bayern setzt auf diese Gleichung Westfalen-Lippe - wo versickert das Geld für die Region? Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Ärztliche Versorgung Wie lockt man junge Ärzte in die Hausarztpraxis auf dem Land? Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Neue Versorgungsformen MVZ - Monopol für Ärzte? Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Kooperation und Arbeitsteilung Berufspolitische Barrieren behindern die Zusammenarbeit von Ärzten und Pflegern Delegation ja - aber wenn, dann am ehesten an die eigene MFA Wie ist die Praxis - und wo stecken die Probleme? Reha soll künftig Vortritt vor Pflege haben Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Reform der Pflege Von einem neuen Pflegebegriff sollen vor allem Demenzkranke profitieren Sparstrumpf für Pflege - wie gestrickt? Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Prävention Ein Präventionsgesetz wird es mit Schwarz-Gelb wohl kaum geben Prävention - da raschelt das Papier Schulobstprogramm gescheitert Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Arzneimittelversorgung I Deregulierung, Kalkulierbarkeit, Kümmern um die Versorgung chronisch Kranker Sollen, müssen, dürfen, können - wer lichtet den Schilderwald im Arzneimarkt? Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Arzneimittelversorgung II Die Weltformel für Kosten-Nutzen-Studien könnte am Ende der Wettbewerb sein Der Erfolg der Rabattverträge wird der Politik unheimlich Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Telematik Ist die Gesundheitskarte ein Auslaufmodell, oder gibt es einen Neustart 2010? Praxisabläufe kommen auf den Prüfstand Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Abbau von Bürokratie I Weniger Bürokratie ist möglich - "man müsste uns Ärzten nur vertrauen" Der tägliche Verwaltungskram kostet Praxen Milliarden Euro Bürokratieabbau im Kleinen und Lobbyarbeit im Großen Die tägliche Mühsal mit Formularen Billiger Aktionismus nützt nichts Abbau-Vorschläge: Oft wenig praxisrelevant Kollege Computer als Helfer in der Bürokratie-Falle Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Abbau von Bürokratie II Steuergeschenke gibt's nicht gratis Ein Nachweis für jeden geliehenen Cent Mehr Freiraum bei der Mitarbeiterwahl Im Ausland studiert: Jetzt fallen die Hürden für Ärzte Aus dem Koalitionsvertrag Was nun, Herr Rösler?
- Propädeutikum für Gesundheitsminister Minister Rösler ist gerüstet - jetzt kommen die schwarz-gelben Reformen
- So seh´ ich es Weihnachtswünsche für die Prominenz